31.07.2015 Wie die Profis |
Der Blog
der SY MARIPOSA erinnert uns an eine Begebenheit bei unserer Überfahrt von den
Färöern zu den Orkney. Sie beschreiben in ihrem Beitrag das Treffen mit dem
Volvo-Ocean-Racer VESTAS WIND. Das Boot hat traurige Berühmtheit erlangt, weil
es mitten im Indischen Ozean auf ein Riff gedonnert ist. Der Navigator dachte,
das Wasser sei hier 40m tief. War es aber nicht. Hätte er mehr in seine
digitalen Daten eingezoomt, hätte er festgestellt, dass dort eine Insel ist. Die ganze
Segelwelt hat sich gefragt: „Wie kann das einem Profi passieren?!“ Ja, wie kann
das passieren? Also wir hätten das gemerkt! Sicher? Wer wissen
möchte, wie es so auf einer VOLVO-OCEAN-Yacht zu und her geht, schaue sich die
Rennzusammenfassung an. Wir haben das gemacht, in voller Länger, und kommen uns
noch mehr wie die Profis vor J. Nun aber zu
unserer Geschichte: wir haben die Überfahrt gut gemeistert, sind erschöpft und
erleichtert. Karin lässt ihren Blick gedankenverloren über die
Papier(!)-Seekarte gleiten. „Hast du gesehen: da draussen gab es noch eine
1.8m-Untiefe!?“ – „Ähm – nein. Aber da waren wir doch eben noch?“ Wir
überprüfen mal, wo wir so durchgefahren sind. Hoppla, wir haben exakt um die
Untiefe gewendet und sie mit einem minimalen Abstand von weniger als 20m
passiert. Und da fragt sich einer noch, warum es da so Wellen hatte... 

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01.08.2015 Kleiner Service |
Es ist
Sommer auf den Orkney! Es ist angenehm warm (ca. 17°C) und es scheint die Sonne.
Wir nutzen die Gelegenheit und machen den kleinen Service an unserem Schiff. Da
ein Pinselstrich, da etwas Lack. Alle Polster kommen an die Sonne, die Segel
werden gewaschen... gibt schön was zu tun, aber es macht Spass, weil wir
einfach Freude an unserem schönen Schiff haben. Am Abend
denken wir fest an unsere Stadtmusikfreunde: sie sind jetzt sicher daran das
Erstaugustständchen zu absolvieren. Quasi als Ersatzprogramm spielt für uns die
Pipe-Band von Kirkwall ihr Sommerkonzert. Dudelsack-typisch halt immer gleich
laut und alles tönt gleich. Aber wir haben trotzdem Freude. |
05.08.2015 mit dem Kreuzfahrtkönig |
Wir
erwarten wieder einmal einen Gast an Bord. Ferenc, der Kreuzfahrtkönig hat ja
bei der Schiffstaufe das Quiz am besten gemeistert und eine Woche mit uns
gewonnen. Pünktlich landet er auf dem kleinen Flughafen von Kirkwall. Sein
Gepäck landet aber nicht. Zum Glück kein Problem, es kommt später nochmals ein
Flieger aus Aberdeen. Den ersten
Reisetag verbringen wir aber an Land. Es ist Starkwind und auf dem Mainland
gibt es ja au vieles zu entdecken. Wir kaufen ein Dayticket für den Bus und
fahren zu verschiedenen prähistorischen Stätten. Wir besichtigen Grabhügel und
stehende Steine. Wir können auch Archäologen über die Schultern schauen. Sie
pinseln Erde zwischen Steinen weg und hoffen auf den grossen Fund. Dann können
wir endlich lossegeln. Der Wind ist perfekt. Wir kurven einige Male den
Regattakurs ab um etwas das Handling zu üben. Jeder sitzt mal an der Pinne und
versucht, den Kurs möglichst schnell zu absolvieren. Ferenc meistert sich gut
und legt eine tolle Zeit vor. Stefan ist dank seiner Erfahrung etwas schneller.
Karin wäre eigentlich auch gut unterwegs gewesen, wäre da nicht noch ein
überraschendes „Boje-über-Bord“-Manöver dazwischen gekommen. Am Abend
versuchen wir uns eine Besucherboje vor Shapinsay zu fischen. Dies gelingt nur
mit etwas Schwierigkeit, bei der der Bootshacken beinahe versenkt wird. Aber es
gelingt ein Rettungsmanöver und bald liegen wir sicher vertäut. Wir hoffen, es
hat uns niemand beobachtet... |
06.08.2015 perfekte Nullnummer |
Es gibt ja
eine Person an Bord, die allergisch auf Motorenstunden reagiert. Heute ist ein
Freudentag für diese Person. Wir legen
unter Segel ab. Grosssegel hoch, Leine los, Genua raus. Wir ziehen los und
kommen genau zum richtigen Zeitpunkt an der Ostseite von Shapinsay an. Die
Strömung kentert und trägt uns nach Norden. Wir
erwischen einen perfekten Segeltag. Der Himmel klart auf und ist bald
wolkenlos. Wir ziehen durch das ruhige Wasser und geniessen den Tag. Unser
Kreuzfahrtkönig ist begeistert und kann sogar bald die Sonnenbrille aufsetzten. Am Schluss
unserer Etappe wartet die Herausforderung. Der Calf Sound ist eine schmale
Durchfahrt mit grosser Strömung. Wir treffen die Einfahrt perfekt und beginnen
mit dem Aufkreuzen im Sund. Im Minutentakt gehen wir über Stag. Schwerstarbeit
für die Genua-Trimmerin. Die Strömung hilft uns so gut, dass unser Wendewinkel
ca. 45° beträgt. Ein Wert, von der sogar Regattaschiffe nur träumen. Im
Kehrwasser des Sunds liegt eine Besucherboje, an welcher wir gerne anlegen
würden, ohne den Motor zu benützen. Wir entwickeln eine neue Methode: die
sogenannte „Ein-Mann-im-Dinghi-Boje-Festmacher-Methode“. Es klappt
hervorragend, wenn denn der Aufschiesser nicht zu kurz gerät. So machen wir
eine Ehrenrunde und machen dann fest. Wir schreiben ins Logbuch 20 Meilen unter
Segeln und 0 mit Motorunterstützung. Eine perfekte Nullnummer.
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Wir setzten
mit unserem Dinghi an Land. Alle wissen, dass heute der Heritage Walk von Eday
auf dem Programm steht. Alle bis auf den Skipper, und so ist sein Schuhwerk
nicht dem Weg angepasst und seine Socken bald nass. Wir wandern durch ein
mannhohes Distelfeld zur Klippe ganz im Norden und geniessen den Ausblick. Der
Rückweg finden wir nicht und streunen über das weite Moor und treffen auf die
eine oder andere feuchte Stelle. Zum Glück
finden wir bald wieder einen Pfad und kurz darauf eine Strasse. Jetzt wissen
wir wieder, wo wir sind und entdecken bald den nächsten Wanderweg. Er führt
durch hüfthohes Gras zu einem alten Grabhügel. Leider hat keine Taschenlampe
unsere Wanderung mitgemacht und so getraut sich keiner durch den schmalen
Eingang. Das nächste Ziel ist der höchste, alleinstehende Standing Stone der
Orkney. Wir schiessen manch lustige Fotos.
Zurück auf
dem Schiff machen wir uns auch schon bereit um abzulegen. Die (ge-)Zeit ist
zwar noch nicht ganz reif, aber bei dem Wind kommen wir auch gegen etwas
Strömung an. Wir segeln nach Sanday. Ferenc wünscht sich, die letzten beiden
Meilen wieder aufzukreuzen anstatt den Motor zu benützen. Wir erfüllen ihm den
Wunsch natürlich gerne. Wir wechseln aber extra noch auf die Genua. Er soll ja
auch etwas zu tun haben. Darum ist es aber bereits nach 9 Uhr als der Anker auf
einen kleinen Sandleck auf 2m Tiefe fällt. Es gibt noch eine Suppe, eine feine
Wähe, etwas Brot und ein super feinen Schweizer Käse! Perfekt... |
Die Segel
bleiben heute eingepackt. Wir machen einen Landtag und erkunden Sanday. Die
Reise mit dem Dinghi an Land ist ein kleines Abenteuer, ist unser kleines
Böötchen doch recht am Limit mit all der Last und der Wind bläst stark. Wir
lassen unseren Aussenborder auf der geringsten Drehzahl laufen, damit die Crew
nicht vollgespritzt wird. Wir
besuchen zuerst das Heritage Center und erfahren etwas über die Insel und ihre
Vergangenheit. Wie überall auf den Orkney spielen die beiden Weltkriege eine
wichtige Rolle. Der Betreuer des Centers zeigt uns einen Film über die Kultur
und Landschaft der Insel. Danach
wandern wir los zu einem Grabhügel. Diesmal hat es im Innern ein Oberlicht, so dass
wir ohne Taschenlampe durch den kleinen Eingang kriechen können. Auf dem Weg
zur grossen Sanddüne hält ein Auto neben uns. Der nette Herr vom Heritage
Center bietet uns an, dass er uns etwas die Insel zeigt und uns zu einer
archäologischen Ausgrabung direkt neben seinem Haus bringt. Gerne schauen wir uns
die Ausgrabung an lassen uns erklären, was gefunden wurde. Die Reise geht
weiter zum Leuchtturm, welcher auch speziell ist, weil er der einzige der
Gegend ist, welcher dank Längsstreifen schlank erscheint. Auf eigene Faust
erkunden wir dann doch noch die Sanddünen.
Nach
mancher Stunde wandern über die flache Insel sind wir dann doch recht erschöpft
und froh, zurück auf dem Schiff zu sein. Ein feines Risotto füllt unsere Mägen
und ein guter Tropfen Rotwein sorgt für gute Gesichtsfarbe. Draussen bläst es,
unsere Schiff schwojt gemütlich. Es ist Zeit, in den Schlafsack zu hüpfen. |
10.08.2015 der Kreuzfahrtkönig kreuzt |
Schon der
erste Blick aus dem Fenster zeigt: heute machen wir viel Strecke, aber wenig
Weg. Wie erwartet bläst der Wind von da wo wir hin wollen. Aber wen stört das:
Das Wasser strahlt im schönsten türkis, der Himmel ist blau und der Wind ist
mit 3-4Bf ideal um aufzukreuzen. So legen
wir ab. Zu Beginn noch mit Fock. Dies mag der Kreuzfahrtkönig nicht so, denn da
gibt es nicht so viel zu tun. Wir haben eben eine Selbstwendefock. Die kann
alles alleine. Bald schon ist aber Genua-Wind. Und da muss bei jeder Wende
schön gekurbelt werden. Ferenc ist ganz in seinem Element und kurbelt wie wild.
Wir geniessen den tollen Segeltag ebenfalls. So kreuzen
wir den ganzen Tag. Insgesamt 20mal gehen wir über Stag. Am Schluss wartet die
Herausforderung: eine Durchfahrt, keine 100m breit mit 4kn Gegenstrom. Wir
versuchen uns in eine ideale Ausgangsposition zu manövrieren, was bei der
Gegenströmung nicht ganz einfach ist. Dann sind wir bereit. Achtung – fertig –
los. Wir nehmen Speed auf und stechen in die Einfahrt. Und... – WIND WEG -
...!!! Zum Glück sind wir vorbereitet und haben den Motor vorsichtshalber
bereits gestartet. Also Genau rein und Vollgas.
Kurz danach
fällt der Anker. Und mit ihm verschwinden auch die letzten Sonnenstrahlen. Wir
haben eine tolle Etappe gemeistert. Klar, mit Wind von der rechten Seite wäre
es einfacher, aber wer möchte das schon... |
11.08.2015 vom Kreuzfahrt- zum Regattakönig! |
Die letzte
Etappe für unseren Gast Ferenc steht an. Heute Abend müssen wir zurück in
Kirkwall sein, denn sein Flieger geht morgen früh. Und weil es
die Gezeiten und der Wind so wollen ist auch heute bei uns früh Tagwache: um 6
Uhr heben wir den Anker und setzten die Segel. Wie gewünscht bläst es aus W,
was für uns die Sache viel einfacher macht. Der Wind ist aber sehr stark und
vor uns liegen zwei Gebiete mit grosser Strömung. Wir sind gespannt was der Tag
uns bringen wird. Der erste
Sund mit grosser Strömung ist bald erreicht. Mit 4kn setzt der Strom quer. Wir
müssen etwas mit der Maschine nachhelfen, damit wir nicht zu fest abtreiben. Dafür
meistern wir die Zufahrt nach Kirkwall
dann ohne Erdöl-Verbrenner und setzten voll auf erneuerbare Windenergie.
Der Kreuzfahrtkönig steuert hervorragend um Untiefenzeichen und schon bald sind
wir vor der Hafeneinfahrt. Aber rein
wollen wir noch gar nicht. Wir nutzten die Regattabojen des hiesigen Segelklubs
für unsere eigene „interne“ Regatta. Es gilt einen Dreieckskurs möglichst
schnell zu absolvieren. Karin legt an der Pinne vor. Aber schon auf der ersten
Bahn kämpft sie zu verbissen um Höhe. Das Schiff hat kaum Speed. So geht das
nicht! Ist der Druck zu hoch? Die Konkurrenz zu stark? Wir werden es bald
sehen. Mit über 27min für eine Runde ist ihre Zeit wohl schlagbar. Optimistisch
übernimmt nun Stefan das Kommando. Der
zieht los, lässt das Schiff laufen und liegt an der ersten Tonne mit 4min
vorne. Aber beim Downwind lässt der Wind nach. Und zudem verlässt eben eine
Fähre den Hafen was zwei zusätzliche Halsen bedeuten. Am Schluss ist er über
eine Minute schneller als seine Co-Skipperin.
Dann ist
unser Kreuzfahrkönig dran. Voller Konzentration steuert er die erste Tonne an.
Es laufen aber gleichzeitig 3 Fähren den Hafen an und so muss er den ersten
Versuch abbrechen. War das Taktik? Ein Bluf? Er übergibt das Steuer und geht
auf die Toilette. Dann nimmt er Anlauf für einen zweiten Versuch. Und da hat
der Wind merklich aufgefrischt und er setzt diesen gekonnt in Speed um. Er
läuft die letzte Tonne an und... ...die Zeit bleibt stehen bei 25min und 17s.
Neue Bestzeit und damit den Titel als Regattakönig für Ferenc! |
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