14.07.2015 Go north, JURA! |
Zwei kleine
aber einfache Verbesserungen sollen uns nach Norden bringen: zwei Kreise im
Hafen und eine Pütz im Cockpit; und die Welt ist eine ganz andere! Wir laufen
aus durch den Sund von Stromness. Der Strom schiebt uns schon gewaltig, obwohl
eben erst Ruhigwasser war. Und der Wind bläst entgegen. Es bauen sich meterhohe
Wellen auf! Das Handbuch rät, sich im Süden zu halten. Kannst-te!! In diese
Wellen wollen wir nicht quer kommen. Und so pflügen wir uns durch die See. Der
Bug taucht tief ins Wasser ein. Der Skipper hängt an der Pinne und versucht
Kurs zu halten. Die JURA verhält sich
tadellos und nach etwas mehr als einer Stunde sind wir durch und im „ruhigeren“
Wasser. Wir setzten
Segel, trimmen auf am Wind und starten den Autopiloten. Und der fährt und
fährt! Unglaublich wie toll er die See meistert und unsere Kleine auf Kurs
hält. So können wir zuversichtlich in die zweitätige Überfahrt blicken. Wir wechseln
uns im 3 Stunden-Rhythmus ab. Dank dem Autopiloten kann eine Person das Schiff
gut managen, eventuell etwas Segelfläche reduzieren oder vergrössern. Jeder
versucht, seine Ruhephasen so gut es geht zu nutzen. So verkriechen wir uns
auch am Tage in unserer Bugkabine und lassen uns übers Wasser schaukeln. Im Schiff ist es ruhig, nichts knarrt oder
vibriert. Nur das Strömen des Wassers und das Donnern der Wellen geben
akustisch einen Hinweis darauf, wie schnell der zuständige Rudergänger gerade
unterwegs ist. Viel zu tun gibt es nicht und so sitzt man da und schaut aufs
Wasser: mal ist es blau, oft grau, wieder türkis. Selten begegnen wir einem
Fischer weit draussen im Meer. Unsere Routentaktik geht genial auf: nach über
200 Meilen sichten wir wieder Land! Färöer voraus.
Kurz vor
Mitternacht laufen wir in Torshavn ein und werden von der Crew der Shahbanou
empfangen. Wir erfreuen uns an einer heissen Schokolade und freuen uns auf ein
neues Kapitel unserer Reise. |
Wie sind im
Entdeckungsmodus: wir wandern durch die Stadt und erfreuen uns an den kleinen
Details in der Architektur und den liebevoll eigenrichteten Wohnzimmern (wir
gugcksen halt gerne durch die Fenster).
Wir nutzten auch gerne die roten Stadtbusse. Die sind gratis! (Die
blauen Überlandbusse kosten) Wir steigen an der Hauptstation ein, fahren eine
ganze Runde und steigen an der selben Station wieder aus. So richtige Touristen halt. Oder wir
wandern über Land in ein kleines Nachbardorf. Schwarze Häuser, rote Fenster und
grasbewachsene Dächer prägen das Dorfbild. Eigentlich möchten wir wieder mit
dem roten Bus nach Hause fahren. Aber der Fahrer öffnet die Türen nicht und
fährt einfach wieder ab. Etwas verdutzt stehen wir mit einer anderen Gruppe da.
Bestellt und nicht abgeholt. Wir kommen ins Gespräch. Die Familie ist aus dem
warmen Kalifornien hierher gereist. 15min später kommt der Bus wieder. Der
selbe Fahrer, immer noch keine Fahrgäste. Aber diesmal nimmt er uns mit. Am Abend besucht
uns die Familie auf dem Schiff. Wir erzählen von unserer Reise und zeigen
einige Bilder. Am nächsten
Abend finden wir eine Nachricht an Bord: die Familie hat sich eine Auto
gemietet und findet, es habe noch Platz für uns. Wir sollen sie doch morgen auf
einer Fahrt über die Inseln begleiten. Wir sind natürlich gerne dabei. Das Auto
ist dann irgendwie doch nicht so gross wie wir uns das vorgestellt haben. Es
wird so ziemlich eng, aber niemand stört sich daran. Wir fahren über
wunderschöne Passstrassen zu kleinen Fischerdörfchen ganz im Norden der
Inselgruppe.
Während
unserer Wanderung werden wir alle dann so richtig verschifft. Pflotschnass
suchen wir ein Cafe, finden erst in der zweitgrössten Stadt der Färöer eines.
Gerne hätten wir die Familie eingeladen. Aber sind der Meinung junge Leute, die
nicht mal arbeiten, sollen ihr Portmonee in der Tasche lassen. Wieder in
Torshavn laden sie uns auch noch zum Nachtessen bei ihnen „zuhause“ ein
(AirB&B). Was soll man da noch sagen?! Herzlichen Dank für den tollen Tag!! |
23.07.2015 Tour-de- Féroé |
Hier fährt
ja eigentlich ein Bus in jede Ecke aller Inseln. Aber leider oft nicht so, dass
sich verschiedene Wanderungen würden kombinieren lassen. Zudem fahren sie durch
die Tunnels, anstatt über die tollen Alpen-ähnlichen-Pässe zu fahren. So haben
wir uns für zwei Tage ein Auto gemietet und sind kreuz und quer über die Inseln
gefahren. Zwei Tage reichen, um eigentlich alle Strassen (welche dank dänischem
Unterstützungsgeld in top Zustand sind) mehrmals in jede Richtung zu befahren.
Da das Wetter stündlich ändert, ändert sich auch mit jeder Passage der Blick
auf die Landschaft. Oder eben halt ins weisse Nichts. Am ersten
Tag regnet es noch kräftig. Wir lassen uns aber nicht beirren und fahren über
kleine Nebenstrassen in abgelegene Dörfer. So zum Beispiel in das malerische
Saksun im Nordwesten der Inselgruppe. Die Landschaft ähnelt sich wirklich jener
auf unseren Alpenpässen darum sind wir immer wieder überrascht, wenn nach einer
Kurve plötzlich der Blick auf ein Fjord frei wird. Stimmt, wir sind ja am Meer. Gegen
Mittag reisst die Wolkendecke auf. Die Sonne kommt zum Vorschein und mit ihr
endlich wieder einmal Temperaturen, die zeigen, dass es eigentlich Sommer ist.
Ein wunderschöner Wasserfall nahe Langasandur liegt entlang der nächsten
Strasse. Natürlich erklimmen wir die Klippe daneben um einen besseren Blick zu
haben. Auch die
zweite Wanderung des Tages führt zu einem Wasserfall: dazu wandern wir entlang des
Sorvagsvatn (ein Süsswassersee), welcher sich dann über 30m direkt ins Meer
entleert. Unsere Batterien sind eigentlich auch leer, aber wir entdecken noch
eine ganz kleine Passstrasse, die gemäss unserer Karte bis auf 750 m ü.M.
führen soll. Oben angekommen erblicken wir die letzten Sonnenstrahlen der
Abendstimmung, bevor sich eine weisse Decke aus Nebel über die Landschaft legt. Heute haben
wir die Insel Eysturoy genauer unter die Lupe genommen. Das Wetter hat leider bereits wieder geändert und so ist
es nass und regnerisch. Alles ist irgendwie grau in grau und nicht so der Hit.
Aber wie so oft, es braucht eine einzige Situation, und der Tag ist gerettet.
In einem kleinen Park in Gjogv sichten wir eine Bekassine und konnten uns auf
weniger als 3m nähern. Der langschnäblige kleine Vogel haben wir schon oft in
der Ferne gesehen und gehört oder er ist wenige Meter vor uns aufgeflogen. Aber
so richtig beobachten (Karin) oder gute Bilder machen (Stefan) konnten wir
leider nie. Eben bis heute...
Auf dem
Nachhauseweg haben wir immer wieder Rennradfahrer überholt. Da wir sie schon
gestern gesehen haben, haben wir vermutet, dass es sich um eine Art
Tour-de-Feros handeln muss. Als die Richtungspfeile wieder zum höchsten Gipfel
zeigen, beschliessen wir, die tolle Strasse nochmals hochzufahren und die
Fahrer anzufeuern. Wir kommen gleichzeitig mit dem ersten Junior an, den ersten
Elitefahrer treffen wir wieder auf unserer Abfahrt. Radfahren wäre auch
wiedermal schön, es muss ja nicht unbedingt die Tour-de- Féroé
sein... |
Wir
geniessen das Beobachten von Wildtieren in ihrem natürlichen Lebensraum. Die
Begegnungen mit Vögeln und Meeressäugern gehörten definitiv zu den Höhepunkten
unserer Reise. Wir stehen dennoch einer Nutzung von Wildtieren für den
menschlichen Konsum offen gegenüber. Dies, solange die Jagt dem Tier in
gewisser Weise gerecht wird. Die Jagt ist sogar gewissen industriellen Haltungsbedingungen
klar vorzuziehen. Die Färöer
sind eines der wenigen Ländern, welches noch Walfang betreibt. Dies obwohl die
Färöische Regierung seit einigen Jahren vom Verzehr von Walfleisch abrät, da es
in zu hohem Masse mit Schadstoffen kontaminiert ist (was eigentlich zeigt, dass
der Walfang selbst nicht das Problem darstellt). Seit unserer Ankunft haben wir
uns natürlich auch mit dem Thema befasst. In den Büchereien findet man Bücher,
welche eine Jagt nach Pilotwalen beschreiben. Wir dachten, in gewisser Weise
lasse sich ein solches Tun rechtfertigen. Dachten
wir, bis heute Nacht! Wir sind
auf unserem Schiff und schreiben Berichte (Stefan), bzw. Stricken an einem
warmen Pullover (Karin). Die Uhr zeigt so gegen 22:10. Plötzlich fahren erste
Motorboote in Höchstgeschwindigkeit aus dem Hafen. Es folgen Weitere. Nach etwa
einem duzenden Booten ist klar, dass es nur einen Grund für eine solche Hast
geben kann: es müssen Wale draussen in der Bucht sein. Wir erkundigen uns bei
unseren Nachbarn und diese bestätigen, dass Wale gesichtet wurden. Wir wissen
was nun folgen wird und wissen auch, an welchen Strand die Wale getrieben
werden sollen. Wir möchten
uns ein eigenes Bild des Geschehens machen und brechen zu Fuss auf. Wir kennen
den Weg, könnten aber auch einfach den Menschenmassen folgen. Zu hunderten
rennen Leute zum Hafen und machen ihre Motorboote klar oder laufen zum Strand
in Erwartung was noch kommt. Es liegt eine freudige, geschäftige Stimmung in
der Luft. Auch unsere Herzen schlagen höher, aber aus Verunsicherung. Wollen
wir uns das antun? Ein Blick
in die Bucht zeigt, dass eine Schule von ca. 30-40 Pilotwalen bereits von
ebenso vielen Schiffen verfolgt wird. Alle beteiligen sich an der Hatz. Motorboote,
Segler, Schlepper und das Rettungsboot. Auch der alte Zweimaster, welcher sonst
zu Konzertfahrten mit Touristen unterwegs ist, können wir sichten. Lärmend
werden die Wale zum Strand getrieben. Dort warten schon tausende (!) Leute.
Autos verstopfen die Strassen, die Polizei ist mit mehreren Fahrzeugen vor Ort.
Ausbruchversuche der Wale werden gespannt verfolgt und kommentiert. Ein weniges
RIB scheucht die Tiere immer wieder zusammen und fährt sogar über die Tiere
hinweg. Die ersten Tiere stranden, während andere immer wieder die Flucht
versuchen. Wie auf ein
Zeichen stürmen plötzlich hunderte Leute vom Strand ins Wasser und versuchen
sich der Tiere habhaft zu werden. Diese wehren sich verzweifelt. Obwohl wir
sicher 200m entfernt stehen können wir sie pfeifen und schnaufen hören. Langsam
färbt sich das Wasser rot, die ersten Tiere werden an den Strand gezogen. Wir haben
genug gesehen und gehen. Das Erlebte wird uns noch lange beschäftigen und hat
unseren Blick auf die Färöer verändert. Es ist schwierig einen „traditionellen“
Walfang zu rechtfertigen, wenn er zu einem Happening, einem grossen Event wird.
Auch wir waren dabei, hoffen aber, dass wir bald sagen können, dass wir den
letzten Walfang auf den Färöern mit eigenen Augen gesehen haben! |
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Wir
Schweizer sind ja ein wanderndes Volk. Die Färöer wohl nicht. Dies auf jeden
Fall nach unseren Erfahrungen, welche wir hier gemacht haben. Und welche sich
auch mit den Erfahrungen von Leuten anderer Nationen decken, die wir hier
getroffen haben. Alles beginnt
im Touristenbüro. Das Buch „Wandern auf den Färöern“, welches für 30 Kronen
erstanden werden kann, entpuppt sich als Büchleinlein mit einigen wenigen
Wandervorschlägen. Die Informationen sind grundsätzlich gut und interessant.
Nur sind es wahrscheinlich gar nicht so die Wanderungen, die man machen möchte.
Man vermisst zum Beispiel die Wanderung auf den höchsten Gipfel des Archipels
(Slaettaratindur, 882m ü.M.). Als beste Hilfe
bei der Routenplanung hat sich für uns die Strassenkarte entpuppt, weil dort
sind auch einige Trampelpfade eingezeichnet. Die Wege
sind grundsätzlich sehr einfach zu begehen, wenn man sie denn findet! Denn hier
liegt nach allgemeiner Meinung die Schwierigkeit. Oft ist der Einstieg nicht
ersichtlich. Lokale Bewohner können einem da nicht weiterhelfen und empfehlen
einem, einfach quer über die nächste Schafsweide zu gehen bis man den ersten
Steinmann findet. Dazu muss man halt gegeben falls einige Zäune übersteigen und
Bäche überspringen. Hat man
dann den Weg zwischen den Steinmännern gefunden ist man soweit auf der sicheren
Seite. Das Ziel kommt bald in Sicht. Doch dann verliert sich der Weg wieder und
man sucht sich wieder eine eigene Spur. Siehe oben. All jenen,
welche gerne zu den Färöern fahren möchten um zu wandern empfehlen wir daher folgende Vorbereitung: - - Drucke
auf Google-Earth Bilder von hier aus, den darauf sind die Wege besser
ersichtlich als auf den hiesigen Karten. - - Übe
dich im Spurenlesen - - Beginne
frühzeitig mit dem Training zum Überspringen von Zäunen und Bächen
AnAmerkung
der strickenden Skippette: im Gegensatz zu anderen Ländern (Schottland) gibt es
hier aber zumindest Wanderwege! |
...des
Skippers. Die
Gedanken kommen mir, während die Färöer langsam am Horizont verschwinden. Karin
versucht vorne in der Koje Schlaf zu finden, während ich draussen sitze, den
Autopilot überwache und versuche, eben nicht vom Schlaf übermannt zu werden. Die
Gedanken schwirren um die Inseln, um die Leute, um uns, um unsere Natur. Sie
drehen sich um das was wir erlebt haben. Um die geschlachteten Wale. Es sind
meine Gedanken. Sie sind frei. Trotzdem möchte ich sie hier festhalten. Zuerst aber
ein Nachtrag zum Bericht über die Wal-Hatz vom 23.07.2015. Wir hatten eine
schlaflose Nacht. Die Bilder der Wale immer wieder vor uns. Es sind
schreckliche Bilder. Am nächsten Morgen dreht ein hypermoderner Trimaran vor
dem Hafen seine Runden. Es ist das Schiff von Seasheepherd, radikalen
Umweltschützern. Sie sind seit Tagen auf den Färöern unterwegs, sind aber zu
spät gekommen. Wir erfahren, dass in dieser Nacht an zwei Stränden 110
Grindwale ihr Leben verloren haben. Wir beschliessen, am Morgen nochmals zum
Strand zu gehen um das Gesehene zu verarbeiten. Dort sind wir aber völlig
überrascht: wir entdecken keine einzige Spur, welche auf das Ereignis
hindeutet. Kein Blut, keine Knochen, nichts... alles ist so wie es an einem
Strand sein soll. 110 Wale zu verarbeiten und abzutransportieren (wir sehen
nachher einige Fleischstücke in Kisten verpackt am Hafen. Das Nachbarschiff
möchte uns auch ein Stück schenken, wir verzichten aber.) braucht einiges an
Organisation und koordiniertem Vorgehen. Es scheint sich um gut eingespielte
Abläufe zu handeln. Zurück zu den
Gedanken: die Färöer liegen fernab. Über 200 Meilen trennen sie vom nächsten
Land. Sie leben glücklich und mit einem starken Zusammenhalt. Sie bewahren ihre
Traditionen und ihre Kultur. Sie leben ein modernes Leben, mit allen
Annehmlichkeiten welches dieses zu bieten hat. Dafür sind sie abhängig von
Dänemark. Von dort beziehen sie ihre Lebensmittel und Konsumgüter. Sie
versuchen, das wenige zu nutzen, welches die Natur bietet. Sie züchten Schafe,
welche auf den kargen Inseln grasen. Sie nutzen das Meer. Sie fangen Fische.
Und sie fangen Wale. Es sind ca. 800 Wale im Jahr. Warum
sollten sie dies nicht tun? Weil Wale herzig sind? Intelligent? Was sagt denn
ein schöner 12-Ender-Hirsch in unseren Alpen. Er ist doch auch schön und
intelligent. Ist der
Bestand an Grindwalen gefährdet? Für uns ist es schwer zu beurteilen, ob dies
so ist. Zu kontrovers sind die Daten, welche Befürworter und Gegner liefern. Was mich
schockiert hat, sind die Bilder. Das blutrote Wasser. Sind sie es, weil wir in
einer Gesellschaft leben, in der alles schön im Regal der Migros bereitliegt?
800 Tiere sind wohl der Wochendurchsatz einer mittleren Schlachterei in der
Schweiz. Dort geschieht das Töten aber hinter verschlossenen Türen, das Blut
wird entsorgt. Es ist
irgendwie schwer, sich eine eindeutige Meinung zu bilden. Ich denke, es ist
richtig, dass die Färöer ihre natürlichen Ressourcen nutzen dürfen, so wie wir
das auch tun. Es soll auf einem Weg geschehen, bei dem das Leid der Tiere am
kleinsten ist. Die Färöer müssen einen Weg finden wenn sie ihre Tradition bewahren wollen. Denn die Welt schaut zu was passiert. |
29.07.2015 sieben Stunden |
Es hat
bisher immer gut geklappt mit unserem Timing: wir waren immer etwa zur rechten
Zeit am rechten Ort. Leider hat es für einmal nicht gepasst. Wir
verlassen die Färöer am frühen Abend. Das Licht und die Wolken zaubern eine wunderbare
Stimmung an den Horizont. Es windet ordentlich und es ist sehr kalt. Wir
setzten das Gross im Reff3 und die Fock im Reff2. Und dennoch sausen wir mit
bis zu 7.5kn durch das aufgewühlte Wasser. Wie gewohnt halten wir einen
3-Stunden Rhythmus in den Wachen. Dies machen wir auch am Tag, weil beide verkriechen
sich auch tagsüber in der Koje um etwas Schlaf und Wärme zu finden. Schon
wieder rebelliert der Magen des Skippers. Zum ersten Mal greift er zu der
Medikamentenbox, auch die Skipperin wird Tags daraus eine Tablette schlucken. Wir halten
den Speed auch am zweiten Tag. Unsere JURA rauscht nur so übers Wasser. Es ist
unglaublich, wie gut unsere Kleine alles hinnimmt. Ihr Limit ist noch nicht
erreicht, unseres doch schon langsam. Wir werden müde und uns fehlt die
Energie. Das
Highlight der zweiten Nacht: das Kreuzfahrtschiff MS EUROPA. Stefan ist eben zu
Bett gegangen, als Karin ihn wieder an Deck beordert. In 4 Meilen ist das
Schiff und fährt uns direkt entgegen. Das AIS sagt einen minimalen Abstand von
wenigen Metern voraus. Nicht wirklich toll. Wir können aber nicht abfallen,
denn wir segeln schon voll am Limit in der Tiefe. Was nun? Wir können ja mal
fragen... So funken wir die EUROPA an und erhalten von einer freundlichen
Frauenstimme Antwort. Sie werde den Kurs einige Grad korrigieren, so dass wir
ungehindert passieren können. Als das Schiff quer ab ist bedanken wir uns
freundlich und wünschen der Crew der EUROPA eine tolles Fest in Torshaven, denn
bei ihrer Ankunft werden die Färinger ihren Nationaltag feiern. Wir können uns
auch nicht verkneiffen mitzuteilen, dass wir gerne eine warme Dusche bei ihnen
an Bord hätten (den Wunsch können sie uns leider nicht erfüllen). Im
Morgengrauen kommen nach 37 Segelstunden die Orkneys in Sicht. Wir sind aber
genau eine Stunde zu spät. Wir können den Sund nach Kirkwall nicht passieren.
In einer Stunde wird die Ebbe beginnen, was bei diesem Wind zu fürchterlichen
Wellen führen wird. Wir müssen warten. Draussen in sicherem Abstand zum Land.
Die nächste Möglichkeit für die Passage ist erst in 7h. So kreuzen wir uns
wieder frei, der Wind frischt zwischenzeitlich bis auf 7Bf auf. Wir kämpfen,
Stefan mit der Pinne und der Wellen, Karin mit der Müdigkeit und Seekrankheit. Das Warten
aber hat sich gelohnt. Bei Passage des Eynhallowsounds sprudelt das Wasser nur
noch friedlich und wir cruisen mit voll Speed durch den Sund. Erleichtert
lassen wir den Anker fallen. 250 weitere Meilen stehen in unserem Logbuch. |
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